Glossar

TCM – Traditionelle Chinesische Medizin

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist eine jahrtausendealte Heilmethode, in der Körper, Geist und Natur als untrennbare Einheit gesehen werden.

Alle Erscheinungen des Lebens werden in ein medizinisches System (Yin und Yang, 5 Elementelehre) gebracht. Alle Lebensmittel und Kräuter sind nach den 5 Elementen kategorisiert, um sie gezielt einsetzen zu können. Um Patienten gesund zu erhalten oder zu heilen, werden Akupunktur, Lebensberatung, Qi Gong (Bewegungsübungen), Tuina, chinesische Ernährungslehre und Kräutertherapie eingesetzt.

Yin und Yang

Die beiden Gegensatzpaare sind wie Tag und Nacht und bedingen einander. Das Eine kann ohne den Anderen nicht existieren. So kann unser gesamtes Leben in dieses duale System gebracht werden. Dem Yin ordnet man z.B. das Dunkle, den Mond, die Frau, das Wasser, die Leere, die Kälte und das passive Prinzip zu, wohingegen man das Helle (die Sonne, den Mann, die Fülle, die Wärme und das aktive Prinzip) dem Yang zuschreibt.

Die beiden stehen immer in Relation zueinander – so hat ein kühler, feuchter, wolkiger Nebeltag mehr Yin-Charakter als ein strahlend sonniger Sommertag und so würde man – müsste man beide miteinander vergleichen – ersteren dem Yin und zweiteren dem Yang zuordnen, obwohl ja der Tag grundsätzlich in die Kategorie Yang fällt.

Außerdem findet man in jedem Zeichen auch den Anteil vom anderen. So ist nicht einmal am sonnigsten Tag der Schatten verschwunden. Auch in der dunkelsten Nacht sieht man den Mond oder die Sterne leuchten. Beide gehen ineinander über: Ab Mitternacht beginnt das Yang im Yin zu wachsen und erreicht als Yang im Yang zu Mittag seinen Höhepunkt, um gleich darauf wieder abzunehmen und dem Yin Raum zu geben. Das Yin im Yang wächst und kommt um Mitternacht als Yin im Yin zu seinem Höhepunkt. Auch unser Yin und Yang im Körper schwingt mit diesem Rhythmus mit. Wir werden durch die Helligkeit geweckt und werden zu Tagesende müde.

Yin und Yang stehen in einem Gleichgewicht zueinander. 24 Stunden ergeben eine Einheit. Der helle Teil des Tages kann zu bestimmten Jahreszeiten länger sein und die Nacht wird dementsprechend kürzer ausfallen doch an der 24 Stunden Einheit des Tages wird sich dadurch nie etwas ändern.

Yin und Yang können ineinander umgewandelt werden, da alles ständig im Wandel ist. Durch Hitze (Yang) wandelt sich Wasser (Yin) in Wasserdampf (Yang). Kühlt (Yin) der Dampf wieder ab, so entsteht wieder Wasser (Yin). Auch im Körper finden diese Vorgänge statt, da auch wir als Teil der Natur den Naturgesetzen von Yin und Yang unterliegen. Sind Yin und Yang im Gleichgewicht, so herrscht Gesundheit.

Das Prinzip von Yin und Yang soll uns immer daran erinnern, dass es Weiß nicht ohne Schwarz gibt, dass beide dynamisch ineinander umgewandelt werden, dass wir mit dem Yin und Yang der Natur außerhalb unseres Körpers mitschwingen und dass alles zusammen eine Einheit ergibt.

Die 5 Elemente

Um die Wirklichkeit differenzierter wahrzunehmen, hat man zuerst das System der 4 Elemente entwickelt – Feuer, Metall, Wasser und Holz. Jedes Element entsteht aus dem jeweils vorhergehenden Element. So braucht man Holz, damit Feuer entstehen kann. Bald wurden diese Elemente durch ein fünftes, die Erde, ergänzt. Sie wird nach dem Feuer in den Elementezyklus eingeordnet bzw. hat als einzige die Sonderstellung, dass sie auch in der Mitte des Kreises zu finden ist. Dies bedeutet, dass jedes Element die Mäßigkeit berücksichtigen soll.

Die Elemente sind also voneinander abhängig, erzeugen und nähren das jeweils nächste Element und sollten in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Ist ein Element im Übermaß vorhanden, bringt es die anderen ins Ungleichgewicht. So kann bei einem Mangel an Wasser dasFeuer unkontrollierbar mächtig werden und das Holz in großen Mengen verbrennen.

Diesen Vorgang kann man in der Natur als auch im menschlichen Körper beobachten. In der TCM werden bestimmte Symptome den Elementen zugeordnet und so ist es möglich ein Übermaß (Fülle) oder einen Mangel (Leere) in einem Element zu erkennen.

Erde

Das Element Erde wird mit dem Spätsommer, der Ernte, den reifen Früchten, der Milz, der gelben Farbe, dem süßen Geschmack, dem Denken und dem Zustand des „seine Mitte gefunden zu haben“ in Verbindung gebracht. Es geht um einen maßvollen Umgang mit Ressourcen und einen regelmäßigen Rhythmus im Einklang mit der inneren (eigenen) und äußeren Natur. Der Erde ordnet man das Verdauungssystem und das Denken zu. Ist die „Mitte des Menschen“ stark, so kann er sowohl Nahrungsmittel als auch äußere Eindrücke und Belastungen gut verdauen und verarbeiten. Ist das Element Erde schwach, so kann es zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Blähungen, Völlegefühl, Durchfällen oder exzessivem Grübeln/Depressionen kommen. Akupunktur kann die Verdauung wieder regulieren und chinesische Kräuter stärken langfristig die Mitte.

Metall

Das Element Metall wird mit dem Herbst, dem Abschiednehmen, der Abgrenzung, der Trockenheit, der Lunge, der Haut, der weißen Farbe und der Traurigkeit in Verbindung gebracht. Über die Lunge und die Haut sind wir in Kontakt mit der Umwelt. Es geht darum, Überflüssiges loszulassen und seine Grenzen zu wahren. Zigarettenrauch ist heiß und trocken und produziert dadurch viel Trockenheit, was vor allem das Element Metall stört und betrifft. Dies kann zu trockener Haut und Husten führen. In erster Linie sollte natürlich das Rauchen aufgegeben werden. Hier sind Kräuter, die die Trockenheit beseitigen und Feuchtigkeit bringen, indiziert.

Wasser

Dem Element Wasser werden der Winter, die Besinnung auf die Wurzeln (das Wesentliche), das Urvertrauen, die blaue Farbe, die Nieren, der salzige Geschmack, die Angst, die Samenkörner, Ei- und Samenzellen zugeordnet. In den Samenkörnern ist die Information für das ganze Leben der Pflanze gespeichert. Hier ist alles, was die Pflanze von ihren Eltern mitbekommen hat, gespeichert. In der TCM sagen wir, dass die Energie im Element Wasser mit den Jahren immer mehr verbraucht wird. Wer Raubbau mit seinem Körper betreibt oder auch schweren Belastungen ausgesetzt ist, dem schwindet sie schneller. So kann ein Mangel entstehen und sich in vorzeitigem Ergrauen, unerfülltem Kinderwunsch oder vorzeitigem Zahnausfall äußern. Die Energie der Nieren muss mit chinesischen Kräutern, einer gesunden Ernährung und einer Lebensumstellung wieder aufgefüllt werden.

Holz

Wir ordnen dem Element Holz den Frühling, den Wind, das Wachstum, die Kreativität, die Lockerheit, die Leber, den Bambus, die grüne Farbe, den sauren Geschmack und die Wut zu. Das Element Holz liebt die Freiheit und Unbekümmertheit und hasst Druck, Einengung und Stress. So gesehen ist unser modernes Leben mit Zeitdruck, Terminen, sozialen Zwängen, gesellschaftlichen Konventionen und Druck am Arbeitsmarkt das, was besonders diesem Element wie keinem anderen schadet. Kann unser Qi nicht so fließen, wie es sollte, kommt es zur Qi-Stagnation, die sich in Schmerz, Gereiztheit oder anderen Symptomen äußern kann. Akupunktur kann das Qi wieder in den harmonischen ungestörten Fluss bringen.

Feuer

Das Element Feuer wird mit dem Sommer, dem Höhepunkt der Blüte, der roten Farbe, dem Herz, dem bitteren Geschmack und der Freude in Verbindung gebracht. Dieses Element findet im Lachen und der Lebensfreude seinen Ausdruck. Im Körper erkennt man ein Übermaß (eine Fülle) an Feuer, an Rötungen, gelbem Zungenbelag, Unruhe und eventuell an Schlafstörungen. Es gibt eine Menge an heimischen Kräutern, die bei Schlafstörungen zusammen mit Akupunktur und chinesischen Kräutern, Hilfe leisten.

Fülle/Leere

Die Elemente sollten im Körper harmonisch zusammenwirken und sich gegenseitig im Gleichgewicht halten. Kommt es zu einer Störung von außen durch äußere (z.B. starke Hitze oder Wind) oder innere Faktoren (exzessive Emotionen; z.B. starke Wut), so kann es in bestimmten Elementen zu einer Ansammlung an Energie (Fülle) bzw. zu einem Verbrauch von Energie mit dem Ergebnis einer Leere kommen. Füllezustände können sehr gut mit Akupunktur abgeleitet und gelöst werden, bei Leere müssen unbedingt chinesische Kräuter zur Kräftigung eingenommen werden.

Qi

Das chinesische Symbol für Qi besteht aus zwei Zeichen. Ein Teil bedeutet „Luft, Dampf“ und der andere bedeutet „Reis“. Es gibt also einen feinstofflichen und einen materiellen Teil, zwei Gegensätze wie Yin und Yang. Der Einfachheit halber wird Qi meistens mit Lebensenergie gleichgesetzt.

Es ist überall, in der Natur und in jedem Körper, ständig im Fluss und in Wandlung. Zirkuliert Qi harmonisch, so ist der Mensch gesund, ist keines mehr im Körper, so ist er tot. Stockt das Qi, so nennen wir es Qi-Stagnation, die Schmerz, Gereiztheit oder andere Symptome hervorrufen kann. Mit Akupunktur können wir einen leicht ausgeprägten, ganz neu aufgetretenen Qi-Stau schnell beheben, indem wir das Qi wieder zum regulären Fließen bringen. Ist die Ursache der Qi-Stagnation ein ausgeprägter Mangel an Qi (als Erklärung: zu wenig Qi in den Leitungen (Meridianen), kann nicht zügig fließen, sondern tropft langsam), so wird man diesen mit einer monatelangen Einnahme von chinesischen Kräutern beheben müssen.

Das Geheimnis der Gesundheit – Gespräche des Gelben Kaisers mit Qi Bo

Bei ihrer ersten Zusammenkunft stellte Huangdi (der Gelbe Kaiser) folgende Frage: „Ich habe gehört, dass die Menschen früher hundert Jahre alt wurden, ohne die normalerweise auftretenden Zeichen des Alters aufzuweisen. Heutzutage altern die Menschen vorzeitig und werden kaum fünfzig. Ist das auf eine Veränderung der Umwelt oder auf den Verlust der korrekten Lebensführung zurückzuführen?“

Qi Bo antwortete:“In der Vergangenheit praktizierten die Menschen das Dao, den Weg des Lebens. Sie verstanden das Prinzip des Gleichgewichts, von Yin und Yang, wie es sich in den Wandlungen der Energien des Universums wiederspiegelt. Sie entwickelten Praktiken wie die des Daoyin, einer Kombination von Dehnungsübungen, Massage und Atemtechniken, um den Fluss der Energie zu unterstützen. Sie übten sich in Meditation, um in Einklang mit dem Universum zu kommen […] Die vollkommenen Menschen früherer Zeiten rieten sich vor machenden Faktoren, zu schützen. Was die geistige Ebene betrifft, so sollten sie Ruhe bewahren und exzessive Wünsche und Phantasien vermeiden, sie sollten die natürliche Klarheit und Reinheit des Geistes erkennen und aufrechterhalten. Nur wenn die inneren Energien frei und sanft zirkulieren können und die Energie des Geistes nicht zerstreut, sondern konzentriert und fokussiert ist, sind Krankheiten zu vermeiden.

Früher führten die Menschen ein ruhiges, ehrliches Leben, sie waren frei von ungebührenden Wünschen und Strebungen, sie hatten ein reines Gewissen und waren ohne Furcht. Sie arbeiteten, ohne sich dabei zu erschöpfen. Da sie ein schlichtes Leben führten, kannten sie auch Zufriedenheit. Sie begnügten sich mit einfachem, aber nahrhaftem Essen, und ihre Kleidung war den Erfordernissen der Jahreszeiten angepasst. Es kam nie vor, dass sie in Luxus schwelgten. Zufrieden mit ihrem Platz im Leben, waren sie frei von Eifersucht oder Neid. Sie verspürten Mitleid mit anderen Menschen und standen ihnen hilfreich zur Seite, sie waren ehrlich und frei von zerstörerischen Neigungen. Nichts konnte sie verführen, sie blieben unerschütterlich, auch wenn Schwierigkeiten auf sie zukamen. Sie behandelten andere Menschen gerecht, ungeachtet deren Intelligenz oder sozialem Status.“

Aus: „Der Gelbe Kaiser. Das Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin“. Scherz-Verlag, 6. Auflage 2005, S. 16 f.

Empfohlene Literatur

Dr. med. Weidinger, Georg: „Die Heilung der Mitte. Die Kraft der Traditionellen Chinesischen Medizin“. Ennsthaler Verlag, 2011

Krautwald, Ulja und Li, Christine: „Der Weg der Kaiserin. Wie Sie die alten chinesischen Geheimnisse weiblicher Kraft für sich entdecken“. Verlag Knaur MensSana, 2000